Johnny Bjerregaard im Gespräch
Interview vom 2. Dezember 2010 mit freundlicher Genehmigung von forza-rapid.com
" Der Torinstinkt war in mir drinnen!" meines Lebens"
Am 19. Jänner 1943 wurde Jørn Bjerregaard in Vejle geboren. 23 Jahre später sorgte der Däne als �Johnny� in Wien für Furore. Der baumlange Angreifer war vom ersten Spiel weg (drei Tore gegen Kapfenberg) der absolute Liebling der grünweißen Fanmassen und gewann als solcher auch zweimal die Wahl zu �Österreichs Fußballer des Jahres� (1968, 1970), zweimal wurde er Zweiter (1967, 1969). Der Grund für seine Popularität liegt auf der Hand: mit 96 Liga-Toren, 23 Cup-Treffern und acht Europacup-Goals � darunter auch das legendäre Aufstiegstor in Madrid � schoss sich Bjerregaard zu einem der erfolgreichsten Torjäger der Rapid-Geschichte. Nach zwei Meistertiteln und drei Cup-Siegen in sechs Saisonen hatte das �dänische Dynamit� seine Schuldigkeit getan und wurde 1972 von den SCR-Verantwortlichen aussortiert. Drei Jahre lang kickte der Torschützenkönig des Jahres 1968 noch für den SC Eisenstadt, ehe er für eineinhalb Jahre als Trainer seines Stammvereins Aarhus GF nach Dänemark zurückging. Seine Familie hatte aber bereits in Österreich Wurzeln geschlagen. Und so kehrte die Familie Bjerregaard in ihre Wahlheimat zurück, wo sie auch heute noch lebt.
Ich treffe mich mit Jørn Bjerregaard im Café Central in der Herrengasse.
Irgendwie ist das auch ein Blick in meine eigene Vergangenheit, denn wenige Monate nach
meinem Umzug nach Wien war ich zum letzten Mal in diesem Kaffeehaus-Evergreen. Während das
Café die letzten 15 Jahre in einer �Ich-will-so-bleiben-wie-ich-bin-Blase" verbracht
hat, nagte der Zahn der Zeit an mir und meinem Gesprächspartner. Wobei ich nicht müde
werden würde, den Top-Zustand des �langhaxerten Dänen" zu beschwören! Bei zwei Achterl
Weißwein erzählt mir Herr Bjerregaard ein paar schöne Geschichten aus seinem Leben.
Wahnsinn, denke ich mir, wie gut manche Gedächtnisse funktionieren. Die Auflösung folgte
während des Gesprächs: Der �dänische Österreicher" arbeitet nach wie vor, um seinen Geist
zu trainieren. Ein Recht hat sich der 67jährige Nicht-Pensionist aber mit den Jahrzehnten
erarbeitet � er kann seine Mittagspause überziehen, solange er will.
Herr Bjerregaard, als Sie 1943 auf die Welt kamen, besetzten die Deutschen Dänemark
und verhängten das Kriegsrecht. Was haben Sie bzw. Ihre Eltern von diesen schrecklichen
Vorgängen mitbekommen?
Ich persönlich habe nichts davon mitbekommen, weil
ich einfach zu jung war. Am Ende des Krieges war ich erst zweieinhalb Jahre alt. Meine
Eltern hingegen schon. Diese Zeit hat vor allem bewirkt, dass sie eine Zeit lang gegenüber
Deutschen sehr reserviert waren.
War man auch in Dänemark aufgrund von Armut als Bub dazu �verdammt", Fußball zu
spielen?
Nein. Dänemark war ja nicht wirklich involviert. Man hat zu Essen
gehabt und nichts war zerbombt. Ich habe beispielsweise eine ganz normale Kindheit erlebt.
Aber trotzdem wurde damals viel Fußball gespielt. Nicht aus einer Not heraus, sondern aus
purer Freude am Spiel.
Sie wuchsen in einem Vorort von Aarhus auf und wechselten mit zwölf Jahren zu
Serienmeister Aarhus GF, damals der tonangebende Verein in Dänemark. Wie kam es dazu?
In Dänemark war damals alles ganz anders, als hier in Österreich, es gab ja
nur den reinen Amateur-Fußball. In dem Vorort, in dem ich aufgewachsen bin, habe ich beim
lokalen Verein begonnen, in der U-10 Fußball zu spielen. Am Sonntag waren wir im Stadion
und haben uns die beiden Mannschaften, Aarhus GF und Aarhus IA, angeschaut. Zwei, drei
meiner Freunde sind damals zu Aarhus IA, dem Arbeiterverein gegangen. Dort wollte ich dann
auch hin. Mein Vater hat mir aber zum Stadtrivalen geraten, weil es der besser geführte
Klub war. Diese Information hatte er von einem legendären Spieler von Aarhus GF,
vergleichbar mit Hanappi bei Rapid, mit dem mein Vater zusammengearbeitet hat. Ich habe den
Ratschlag befolgt und bin gemeinsam mit einem anderen Freund bei Aarhus IA als Mitglied
ausgetreten und zum Stadtrivalen übergewechselt. Das konnte man zum Jahreswechsel
problemlos machen. Und so bin ich ab dann zum Training von Aarhus GF geradelt.
Und wie waren die Jahre im Nachwuchs? Wussten Sie schon bald, dass Sie eine
besondere Begabung hatten?
Hinter meinem Elternhaus gab es eine
Wohnsiedlung mit einem relativ großen Grundstück. Rundherum standen die Einfamilienhäuser
und mittendrin hatten wir eine große Wiese. Die haben wir Buben selbst gemäht und diesen
Platz zu unserem gemacht. Tag und Nacht habe ich dort mit den Burschen der Umgebung
gespielt. Wir sind gegen viele andere Schulen angetreten und haben fast nie verloren. Wir
waren richtig gut und hatten ein paar sehr talentierte Fußballer in unserer Mannschaft.
Darunter war auch ich. Alle Altersgruppen waren vermischt, die Mädchen haben zugeschaut �
es war immer ein riesiges Theater! (lacht) Bei Aarhus GF war es dann so, dass der Trainer
gesagt hat, für welche Positionen er Spieler braucht. Wenn man sich angesprochen gefühlt
hat, dann hat man einfach die Hand gehoben und wurde getestet. Nach zwei, drei
Trainings-Einheiten ist der Trainer zu mir gekommen und hat mich gefragt, woher ich komme
und wie ich heiße. �Dich kann ich brauchen!", hat er gesagt. �Natürlich nicht für die erste
Mannschaft", hat er hinzugefügt. Darauf habe ich gesagt: �Sie werden schon noch schauen!"
In den Altersgruppen von zehn bis zwölf Jahren und von zwölf bis 14 Jahren gab es damals
jeweils drei Mannschaften! Es war eine Riesenauswahl an Kickern vorhanden. Alle haben sie
in verschiedenen Klassen Meisterschaft gespielt. Normalerweise haben die jüngeren Spieler
in der untersten Mannschaft angefangen und sich dann hochgearbeitet. Später, ab etwa 15
Jahren, gab es dann im Nachwuchs nur mehr eine Mannschaft. Ich bin überall ganz gut
zurechtgekommen und habe mich konsequent nach oben weitergehantelt. Ich war so gut, dass
ich ab einem Alter von 14 Jahren alle nationalen Auswahlen durchlaufen habe. Dort haben wir
gegen Norwegen, Finnland und Schweden bei Turnieren gespielt. Aufgrund meiner Leistungen
wurde ich dann bei Aarhus in den Seniorenbereich mit den zwei besten Mannschaften
aufgenommen. Ich habe bei den ersten Trainings, wie auch schon in den Jahren zuvor, als
Rechtsaußen gespielt, und war gleich sehr torgefährlich. Und so bin ich recht bald in die
Erste gekommen.
1962 debütierten Sie in der Kampfmannschaft. Mit 13, 16 und 17 Saisontoren schossen
Sie sich in den folgenden Jahren zum Topstürmer ihres Vereins, schafften aber �nur" einen
Cupsieg (1965) , weil sich Aarhus, der Serienmeister der 50er-Jahre, sportlich etwas am
absteigenden Ast befand. Wie waren diese Jahre?
Ich habe in der
Meisterschaft sehr schnell und viel getroffen und bin immer in der Top-Mannschaft
geblieben. Ich glaube, dass ich sogar einmal Schützenkönig geworden bin, kann mich aber
nicht ganz genau daran erinnern. (lacht) Jedenfalls war ich sehr knapp daran! Mit der
Mannschaft haben wir in den ersten Jahren immer um die Meisterschaft mitgespielt, sind dann
aber letztlich Zweiter oder Dritter geworden. Wir waren auf der Lauer, aber Esbjerg fB
hatte damals viele Teamspieler in seinen Reihen und war einige Male in Serie Meister.
Immerhin haben wir den Cup geholt. Das ist in Dänemark ein wichtiger Bewerb, und wir haben
in Kopenhagen gegen Kopenhagen das Finale gewonnen. Ich kann mich genau erinnern: Das
Endspiel fand wie immer zu Christi Himmelfahrt statt und wir spielten vor 30.000
Zuschauern. Das war ein großer Erfolg! In der darauffolgenden Saison haben wir dann am
Europacup teilgenommen. In der ersten Runde haben wir Vitoria Setubal geschlagen und sind
dann in der zweiten gegen Celtic Glasgow ausgeschieden.
Hatten Sie Abwanderungsgedanken und Profigelüste? Immerhin waren Sie ja noch ein
Amateur.
Eine Zeit lang sind sehr viele Dänen nach Schottland gegangen.
Einige hat es nach Holland und Deutschland verschlagen. Zwei, mit denen ich noch zusammen
gespielt habe, sind zu Werder Bremen gegangen und hatten dort einen Stammplatz. Als sie
einmal in Aarhus gegen uns gespielt haben, sind Gerüchte aufgetaucht, ob ich nicht auch zu
Werder gehe. Ich habe mich damit aber nie beschäftigt, haben einfach mit Liebe und
Leidenschaft Fußball gespielt.
Die in Dänemark engagierten Trainer Rudolf Strittich und Walter Pfeifer (beide aus
Österreich) empfahlen Sie damals Rapid. Daraufhin wurden Sie von Rapid-Sektionsleiter
Robert Dienst beobachtet und er unterbreitete Ihnen ein Angebot, das aber nicht das Gelbe
vom Ei war. Wie landeten Sie doch noch in Wien?
Rudolf Strittig kannte mich
als Esbjerg-Trainer aus der Liga. Und Walter Pfeifer war bei einigen Mannschaften in
Dänemark Trainer, unter anderem bei Aarhus, als ich gerade im Nachwuchs bei den 16Jährigen
gespielt habe. Ich dürfte beiden so positiv aufgefallen sein, dass sie meinen Namen in Wien
erwähnt haben. Robert Dienst hat dann ein Spiel von mir in Aarhus gesehen, in dem ich nicht
besonders gut war. Als ich gehört habe, was mir Rapid zahlen wollte, habe ich meine eigenen
Vorstellungen bekanntgegeben und gesagt, dass ich nur unter diesen Konditionen nach Wien
gehe. Robert Dienst hat abgelehnt und eigentlich war die Sache damit vorbei. Eine Woche
später ist der Kapitän unserer Mannschaft am Nachmittag in meiner Arbeit vorbeigekommen �
ich habe damals neben dem Studium in einer Gärtnerei gearbeitet � und hat mir erzählt, dass
Rapid doch auf meine Forderungen eingehen will. Und so habe ich dann zugesagt und bin nach
Wien gekommen.
Wann brachen Sie das Studium der Nationalökonomie ab? War das Studium als
Absicherung gedacht, oder verbarg sich dahinter ein anderer Lebenstraum?
Als klar war, dass ich zu Rapid gehe, habe ich mir ausgemacht, dass ich meinen Studienplatz
in den nächsten zwei Jahren wieder zurückhaben kann, wenn es mit meiner Karriere nichts
werden sollte. Fußball war aber mein Traum, für den ich gelebt habe.
War das Niveau in Österreich höher als in der dänischen Liga? Und wie war das Leben
in Wien verglichen mit jenem in Aarhus?
Es war schon eine große Umstellung.
Aber ich war nicht sehr verwöhnt, weil ich ja noch immer in einem Zimmer in meinem
Elternhaus gelebt habe. In puncto Fußball war ich eigentlich ziemlich entspannt und gar
nicht nervös. Meine Einstellung war die, dass ich als Amateur in eine Profi-Liga wechsle
und dort etwas lernen muss. In Dänemark haben wir zwei Mal pro Woche trainiert. Unser
ungarischer Trainer hat aber angeboten, dass wir am Mittwoch ein Zusatztraining machen
können. Ich habe das eigentlich immer gemacht, weil es ein sehr spielerisches Training war,
wo wir Toreschießen geübt haben � eine Riesenhetz! Ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu
meinem Coach, weil ich nicht nur gut, sondern auch sehr willig war, mehr zu machen, als ich
eigentlich musste. Bei Rapid hat dann alles mit einem Trainingslager begonnen und war ganz
anders, als alles, was ich bisher gekannt hatte. Zwei Wochen lang haben wir dreimal am Tag
trainiert. Ich habe das aber alles verkraften können, weil ich von Haus aus körperlich sehr
gut beieinander war. Außer Fußball habe ich noch Handball, Basketball und Volleyball
gespielt. Ich bin viel Rad gefahren, habe Leichtathletik trainiert und war auch Schwimmer.
Das hat mich in dieser Zeit gerettet! (lacht)
Es gab Leute, die Ihr Können anzweifelten. Diese Bedenken zerstreuten Sie aber in
Windeseile � zwei Tore beim 3:1-Cupsieg in Baden, ein Treffer beim 4:0-Heimtriumph gegen
Galatasaray, drei Tore beim ersten Ligaspiel gegen Kapfenberg (5:0) , beide Tore beim
2:1-Auswärtssieg gegen Wacker Wien, zwei Treffer beim 5:3-Sieg in Istanbul und das
Führungstor beim 2:0-Heimsieg gegen Sturm. Erst in Ihrem siebenten Pflichtspiel gingen
Sie zum ersten Mal leer aus. Sie müssen ja von null auf hundert zum Publikums-Liebling
avanciert sein?!
Mein großes Glück war, dass die Erwartungshaltung sehr
gering war, bei mir und beim Verein. Vielleicht hat sich Rapid etwas in dieser Art erhofft,
aber verlangt hat man es nicht von mir. Alles ist wie von alleine gelaufen, und so war es
der schönste und unproblematischste Start, den man sich vorstellen konnte. Super! Das war
aber eine Glückssache, weil es auch ganz anders hätte kommen können. Dass mich die Fans
gleich gemocht und voll akzeptiert haben, war klar, weil man Tore überall auf der Welt
liebt.
Im Viertelfinale des Europacups der Cupsieger scheiterten Sie in München gegen die
Bayern (mit Franz Beckenbauer und Gerd Müller) erst in der Verlängerung. Waren das damals
zwei Teams auf Augenhöhe?
Ja! Es gab im Prinzip keine Leistungsunterschiede
zwischen den beiden Mannschaften. In Wien haben wir dominiert und 1:0 gewonnen. Knapp vor
Schluss hatte ich die große Möglichkeit auf das 2:0, aber Sepp Maier hat einen
wunderschönen Schuss von mir aus dem Kreuzeck gefischt. In München war es dann ein wenig
umgekehrt. Eines muss man aber schon sagen: Gegen die Bayern haben wir gespürt, dass da ein
ganz anderes Tempo als in der Liga gegangen und auch viel enger gedeckt wird. Wir hatten
weniger Zeit, als normal. Aber spielerisch waren wir in jedem Fall ebenbürtig!
Am Ende der Saison 1966/67 feierten Sie den 24. Meistertitel für Rapid. Es war ein
Herzschlag-Finale mit dem punktegleichen Wacker Innsbruck. Damals waren 16.000 Menschen
beim letzten Saisonspiel in der Südstadt. Wie groß war die Euphorie?
Sehr
groß! Aber es war auch verständlich, weil wir punktegleich waren. Wacker Innsbruck hat
gegen Bregenz klar mit 5:1 gewonnen, und bei uns ist es eine knappe Stunde lang 1:1
gestanden, erst dann haben wir mit zwei schnellen Toren den Sieg fixieren können. Die
Freude war riesengroß, weil es ein richtig spannendes Finale war.
Auch Ihre zweite Saison bei Rapid war gespickt mit Highlights. Sie wurden erneut
Meister und zudem mit neun Toren Vorsprung Torschützenkönig (23 Tore). Im
Cup-Viertelfinale schossen Sie in der Verlängerung den entscheidenden Treffer zum
4:3-Sieg gegen die Austria und machten später das Double perfekt. Und im Europacup der
Meister war im Achtelfinale gegen die Eintracht aus Braunschweig auch mehr möglich.
Es war ähnlich wie gegen die Bayern: Wir haben wieder zuhause gegen einen
körperlich robusteren Gegner mit 1:0 gewonnen. Auswärts hatte ich knapp vor Ende des
Spiels, es ist gerade 0:2 gestanden, eine Halbmöglichkeit. Das war so eine Situation, in
der der Ball nicht hineingehen muss, aber kann. Er wollte leider nicht und so sind wir
wieder recht unglücklich ausgeschieden.
Wie gut konnten Sie damals mit dem plötzlich über Sie hereinbrechenden Ruhm
umgehen. Gab es jemanden, der Sie am Boden hielt?
Dazu habe ich eigentlich
niemanden gebraucht, weil ich � glaube ich � ganz normal geblieben bin. Damals habe ich
zuerst in Hernals, dann in Ottakring gewohnt. An Spieltagen bin ich dann mit dem Rad über
den Flötzersteig nach Hütteldorf gefahren. Wenn das Wetter auch noch gepasst hat, dann
hatte ich in dieser Situation immer eine Riesenvorfreude auf das Spiel, egal welches es
war! Und ich war mir immer sicher, dass wir gar nicht verlieren können. Es ist nur eine
kleine Anekdote, aber ich bin mir eigentlich sicher, dass mir der Erfolg nicht zu Kopf
gestiegen ist. Ich war nur unheimlich selbstsicher, aber wegen der ganzen Mannschaft, nicht
nur wegen mir�
Kann man die Stimmung von damals mit der von heute vergleichen?
Die
Atmosphäre heute im Hanappi-Stadion ist gewaltig! Wahrscheinlich sogar noch besser, als
damals auf der Pfarrwiese. Das bekommt man als Zuschauer noch viel mehr mit, als man es als
auf das Match fokussierter Spieler mitbekommen hat. Aber zuhause ist zuhause, das ist klar!
Man kennt die ganzen Bedingungen, die Kabinen, den Platz� Wir hatten damals ein großes
Selbstvertrauen, was den Heimvorteil noch einmal gesteigert hat. Auf der Pfarrwiese habe
ich ganz selten verloren, dafür oft sehr hoch gewonnen. Wobei man sagen muss, dass die
wichtigsten Spiele, also Europacup-Matches und Derbys, im Praterstadion ausgetragen wurden.
Aufgrund unserer Heimstärke auf der Pfarrwiese sind wir aber nur sehr ungern aus Hütteldorf
weggegangen!
1968/69 gewannen Sie erneut den Cup und wurden in der Liga Dritter, klar hinter der
Austria und knapp hinter dem Sportclub, für den Ihr Landsmann Finn Laudrup spielte.
Stimmt es, dass Finn Ihr bester Freund war und Sie mit dessen Sohn Michael, der später
zum Weltstar avancierte, in Ihrem Wohnzimmer gekickt haben?
Naja, wir waren relativ viel mit den Laudrups zusammen. Wenn wir bei ihnen waren, ist
Michael immer zu mir gekommen und hat mir gezeigt, was er Neues gelernt hat. Ein ganz
lieber und lustiger Bursche war das! Wir haben auch immer wieder einmal auf Michael
aufgepasst, waren sozusagen seine Babysitter. Und wenn der Bub bei uns war, dann haben wir
überall gekickt, auch im Wohnzimmer. Er war ein sehr fröhliches Kind! Wir sind mit dieser
Familie nach wie vor sehr verbunden. Aber ich wollte damals nicht, dass wir uns abkapseln
und nur mit unseren Landsleuten umgeben. Wir haben es immer bewusst so gemacht, dass wir
uns auch mit vielen österreichischen Familien, die meisten von damaligen Mitspielern,
umgaben. Flögel, Skocik, Kaltenbrunner, Grausam, Pichler � wir, auch die Frauen, haben uns
untereinander immer sehr gut verstanden. Auch heute noch!
Auch heute noch können sich viele Rapid-Anhänger an ein Tor erinnern, das
wahrscheinlich das wichtigste Ihrer Karriere war: Ende 1968 schaffte Rapid eine
internationale Sensation, als die Mannschaft gegen Real Madrid nach einem 1:0-Sieg
zuhause auswärts trotz einer 1:2-Niederlage aufstieg, wie 2009 gegen Aston Villa. Sie
erzielten den entscheidenden Treffer im Estadio Bernabeu und waren der gefeierte Held.
Hat Rapid damals an das �Wunder" geglaubt?
Ich habe mit Günter
Kaltenbrunner, der das einzige Tor in Wien erzielt hat, in Madrid das Zimmer geteilt. Bevor
wir ins Stadion gefahren sind, habe ich Günter zurückgehalten und ihm bei einer Zigarette �
damals war ich noch Raucher � meine Bedenken erzählt. Ich habe gesagt: �Das kann heute
schlimm werden, weil die sehr stark sind. Hoffentlich geht das nicht daneben!" Es war das
erste Mal, auch internationale Matches mitgerechnet, dass ich nicht so recht an mich und
Rapid geglaubt habe. Real hatte auch damals eine große Mannschaft mit ein paar der besten
Spieler Europas. Und dann ist doch alles gut gegangen! Ich habe mit Rudi Flögel einen
Doppelpass gespielt und war plötzlich an der rechten Strafraumgrenze, etwa drei, vier Meter
von der Toroutline entfernt. Real-Tormann Betancort ist ein wenig herausgekommen und ich
habe einfach draufgehalten und den Ball mit Drall ins kurze Eck hineingehaut. Das Tor war
ein Paradebeispiel für etwas, das ich immer sage � es gehört zu allem etwas Glück dazu! Ich
kann nicht sagen, dass ich es genau so machen wollte. Aber der Tor-Instinkt war in mir
drinnen! Ich habe ein ganz ähnliches Tor in Istanbul gegen Galatasaray gemacht, nur dass
ich damals näher zum Tor gestanden bin. Auch damals ist mir der Ball ein wenig abgerissen.
Es fallen aber halt recht wenige Tore genau so, wie man sie geplant hat. Diese Sensation
war jedenfalls eine Geschichte für die Weltpresse!
Sie müssen nach diesem Auftritt doch ein gefragter Mann im Ausland gewesen sein?
In der Zeit nach Madrid gab es viel Bewegung! Mein Vertrag lief mit Ende der
Saison aus und es gab einige Interessenten aus dem Ausland. Borussia Dortmund wollte mich,
hatte aber mit sportlichen und finanziellen Problemen zu kämpfen. In die Türkei wollte ich
nicht. Aber ein Wechsel nach Spanien war so gut wie ausgemachte Sache, bloß wurden die
Legionärsberstimmungen damals strenger und es hat sich doch noch alles zerschlagen. Wobei
es auch immer so war, dass ich eigentlich nie aus Wien und von Rapid weg wollte. Mir ist es
hier gut gegangen. Warum hätte ich also gehen sollen? Eine etwas andere Geschichte ist,
dass es cirka ein Jahr später mit Rapid Probleme gab und ich schon zu 95 Prozent bei den
Young Boys aus Bern war. Im letzten Moment hat mich aber ein Freund von der SAS, einer
dänischen Fluglinie, bekniet, dass ich bei Rapid bleiben soll. Er hat mich ganz
eindringlich vor Überraschungen in der Schweiz gewarnt. Rapid ist in der Zwischenzeit
doch auf meine Forderungen eingegangen, und so bin ich in Hütteldorf geblieben. Eines muss
man aber resümierend zum Thema Ausland sagen: Damals gab es keine Manager, keine Scouts
etcetera. Natürlich haben die Vereine das internationale Geschehen mitverfolgt, aber es gab
keinen Spielerhandel, wie es heutzutage der Fall ist.
Im Viertelfinale wartete nach Real mit Manchester United das nächste Großkaliber.
Rapid verlor das Hinspiel in Old Trafford mit 0:3 und hatte schon nach dem ersten Spiel
keine Chancen mehr. War ManU stärker als Real oder Rapid schwächer als im Duell mit den
Königlichen?
Der entscheidende Grund für diese klare Niederlage in England
war die lange Winterpause, die wir hatten. Im Winter waren wir drei Wochen in Südamerika
und sind dann in eine verschneite Stadt zurückgekehrt. Wir haben auf Schnee trainiert und
unsere Testspiele gegen Gegner wie Schwechat gehabt. Zum Zeitpunkt unseres Antretens in
England hatten wir aber noch kein einziges Meisterschaftsspiel in den Beinen. Der
Untergrund und die Testgegner � alles in allem war das keine optimale Vorbereitung. Auf dem
Weg nach England haben wir in Belgien eine Zwischenstation gemacht und ein Testspiel gegen
Anderlecht bestritten. Das könnte und würde man heutzutage nicht mehr machen! Wir haben
jedenfalls in der ersten Halbzeit noch gut mitgespielt und dann in den letzten 25 Minuten
der zweiten Hälfte nicht mehr richtig mithalten können. Ganz ähnlich war es in Manchester.
Zur Halbzeit sind wir gegen ein dominantes United 0:1 zurückgelegen, hätten aber durchaus
selbst ein Tor erzielen können. Ich erinnere mich besonders an eine gute Torchance von
Günter Kaltenbrunner. Nach dem Wiederanpfiff war es dann aber wie gegen Anderlecht � nach
einer guten Stunde sind wir zurückgefallen und haben nur mehr wenig entgegenzusetzen
gehabt. Die Engländer waren hingegen �Fit for Fight" und haben als logische Konsequenz zwei
weitere Tore gemacht. Wir hatten einfach noch keine wirklich schwierigen Spiele in den
Beinen, hatten noch keinen Wettkampf-Rhythmus. Uns haben 20 Prozent gefehlt. Dafür haben
wir aber lange Zeit nicht schlecht gespielt. Beim Rückspiel war ManU mit dem Vorsprung im
Rücken sehr defensiv und hat das 0:0 trocken über die Bühne gebracht. Aber wir waren nicht
so viel schlechter, wie es das Ergebnis vermuten lässt!
Ein tolles Erlebnis war, dass
wir in England in einem Schloss untergebracht waren und dort im Garten mit Erlaubnis des
Gärtners trainieren durften!
Sie sollen einmal gesagt haben: �Die Mannschaft von Madrid hätte noch viel mehr
erreichen können."
Ich glaube tatsächlich, dass da noch viel mehr in der
Mannschaft drinnen war. Wir haben gute Spieler gehabt, die dann aufgrund finanzieller
Probleme hergegeben wurden. Das verstehe ich nicht! Wir haben immer tolle Zuschauerzahlen
gehabt, und dann waren Spieler auf einmal nicht mehr leistbar?! Unverständlich! Der Kern
der Mannschaft wäre ein extrem guter gewesen. Aber anstatt das Team mit zwei, drei
gezielten Verstärkungen zu pushen, sind ein paar Leistungsträger gegangen und es wurden aus
Kostengründen Ersatzleute geholt, die nicht dasselbe Niveau hatten. Schade, wir waren ja
alle im besten Fußballer-Alter und hätten sicher noch drei Jahre auf dem allerhöchsten
Niveau mitspielen können! So hat aber der Abstieg Rapids begonnen.
Sie sagen es. 1969/70 wurden Sie zum zweiten Mal in Folge Zweiter der
Schützenliste, aber bei Rapid ging es nach den Abgängen von Skocik, Kaltenbrunner,
Söndergaard und Lindman steil bergab. Sechster Platz in der Meisterschaft, Aus im
Cup-Achtelfinale trotz zweier Bjerregaard-Treffer (3:5 gegen Wacker Innsbruck), und dann
das relativ klare Ausscheiden gegen PSV Eindhoven im EC der Cupsieger.
Die
Strukturen wurden von den Rapid-Verantwortlichen zerrissen. Und so haben wir gegen PSV
absolut keine Chance gehabt! Rapid war jetzt einfach nicht mehr stark genug. Wir konnten
nicht mehr zusetzen. Auch der Zusammenhalt war nicht mehr so da wie früher!
1970/71 spielte Rapid ein neues System mit �nur" mehr drei bis vier Spitzen. Sie
wurden nicht mehr als der typische Mittelstürmer eingesetzt, teilweise sogar im linken
Mittelfeld. Auch wenn Sie weiterhin der absolute Topscorer bei Rapid geblieben sind � wie
schädlich war dieses Umdenken für Ihr Spiel?
Zentraler Stürmer war ich
eigentlich nur zu Beginn bei Rapid. Gegen Real beispielsweise habe ich im Mittelfeld Grosso
gedeckt, manchmal hatte ich freie Hand, dann spielte ich links und dann wieder rechts.
Meine liebste Position war die als hängende Spitze, wenn ich im offensiven Mittelfeld gehen
konnte, wohin ich wollte. Insofern hat sich mit dieser Systemumstellung für mich nicht viel
geändert. Linksaußen war aber nicht meine Position!
Das Verfehlen von Titeln war 1970/71 besonders knapp. Rapid wurde Dritter in der
Liga, nur drei Punkte hinter Meister Wacker Innsbruck. Und im Cup ging das Finale gegen
die Austria unglücklich in der Verlängerung verloren. War es das letzte Aufflackern der
talentierten Mannschaft der Sechziger-Jahre?
Ja, das Double wäre damals
möglich gewesen! Aber mit der Mannschaft von ein paar Jahren davor konnte man Rapid gar
nicht mehr vergleichen. Nach den ersten Abgängen verließen auch Glechner, Grausam und
Flögel die Mannschaft. Das war ein neues Kapitel! Die Veränderungen hin zur
70er-Jahre-Mannschaft waren bereits voll im Laufen! Damals habe ich auch ein paar wenige
Male mit dem blutjungen Hans Krankl gespielt, bei dem mir vor allem die hervorragende
Schusstechnik aufgefallen ist.
In Ihrer Abschluss-Saison bei Rapid spielten Sie unter Trainer Gerdi Springer das
erste Match, danach länger gar nicht mehr. Was war passiert?
Soweit ich
mich erinnere, hatte ich damals einen Muskelfaserriss in der linken Wade. Das war fast die
einzige Verletzung in meiner Rapid-Karriere und hat mich an die zwei Monate am Spielen
gehindert.
Ab November übernahm Robert Körner das Traineramt, bereits im April 1972 folgte
Ernst Hlozek. Wieder spielten Sie im rechten Mittelfeld. Beim 6:2 im Cup-Semifinale gegen
die Austria schossen sie als Stürmer vier Tore! Drei Tage später erzielten Sie den
Führungstreffer beim 2:0-Sieg gegen Eisenstadt. Es sollte Ihr letztes Tor im Rapid-Dress
sein, auch weil Sie danach kaum mehr gespielt haben. Erneut die Frage: Was war passiert?
Das Negativste, das ich bei Rapid erlebt habe, war diese Phase. Ich bin kaum
zum Einsatz gekommen und habe mich gefragt, ob es nicht an der Zeit wäre, Rapid zu
verlassen. Für mich war relativ früh klar, dass ich mit Ende der Saison von Rapid weggehe.
Für die Bank war ich mir zu schade. Rapid wollte sich damals die nächsten zwei, drei Spiele
anschauen und danach entscheiden, ob sie mich noch wollen oder nicht. Das war mir zwar
nicht recht, aber ich wollte nach wie vor alles für den Verein geben. Im Cup gegen die
Austria habe ich dann vier Tore gemacht und die restlichen zwei aufgelegt. Daraufhin ist
Trainer Hlozek zu mir gekommen und hat gesagt, dass er mich behalten möchte. Ich habe ihm
aber meine Entscheidung mitgeteilt, weil ich kein gutes Gefühl mehr bei der ganzen Sache
hatte. Das hat ihm nicht gepasst, weil ich das auch im Fernsehen so gesagt habe. Bei den
nächsten Spielen bin ich dann immer früh ausgewechselt worden. Und als ich dem Trainer vor
einem GAK-Match gesagt habe, dass ich aufgrund einer Zerrung erst schauen will, ob ich
spielen kann, hat er gesagt, dass ich gleich zuhause bleiben kann. Beim Aufwärmen habe ich
mich dann doch gut gefühlt, aber der Herr Hlozek hat geglaubt, dass ich ein Theater mit ihm
machen will. Und so bin ich zu den Junioren strafversetzt worden, ohne eine Aussicht auf
einen Einsatz. Ich habe nichts dagegen machen können. Die Art und Weise dieser Aktion hat
mir gar nicht gefallen. Denn auch wenn die Trennung schon vorher klar war, hätte man diese
letzten Wochen mit etwas mehr Stil gestalten können. Blöd war auch, dass ich damals zu
einem Match der dänischen Amateur-Nationalmannschaft gegen die dänischen Auslandsprofis
einberufen wurde. Weil ich aber seit mehreren Wochen nicht mehr mit der Kampfmannschaft
trainiert hatte, musste ich diese Einladung ablehnen.
Viele Ihrer Ex-Kollegen beklagten einen Abgang von Rapid ohne Stil. Und die Fans
waren dagegen, oder?
Da ist vieles schief gelaufen. Auch vereinbartes Geld
wurde nicht ausbezahlt. Erst als ich damit gedroht habe, nach Dänemark zurückzugehen, habe
ich mein Gehalt bekommen. Damals gab es einen neuen Vorstand, ist der Draxler vom Sportclub
zu Rapid gekommen. Das war schade für alle! Man hätte die Zeit schön auslaufen lassen
können. Aber das war weder mir, noch ein paar anderen Mitspielern vergönnt. Daran haben
auch die Fans leider nichts mehr ändern können.
Sie sind dann nach Eisenstadt gegangen. Ein halbes Jahr vorher hat es Interesse aus
dem Burgenland gegeben, und in dieser schlimmen Situation haben sie dann selbst
angerufen, ob man sie noch will. Wie war es, bei einem Tabellennachzügler zu spielen?
Genau so war das. Dabei wollte ich entweder ins Ausland wechseln oder bei
einer österreichischen Spitzenmannschaft spielen. Ich habe leider zu spät erfahren, dass
mich Borussia Mönchengladbach verpflichten wollte! Die haben bei Rapid angefragt, aber
leider nicht bei mir. So ist dann nichts daraus geworden, was schade war, weil es damals
die gute Gladbach-Mannschaft war, die 1975 sogar den UEFA-Pokal gewonnen hat. Naja, als
sich das zerschlagen hatte, habe ich in Eisenstadt angerufen, bevor ich gar nicht mehr
spielen kann. Das waren damals Halbprofis, die nur am Nachmittag trainiert haben. Also habe
ich nachgefragt, ob sie nicht einen Halbtagsjob für mich haben. Es war eine tolle Zeit in
Eisenstadt mit einer super Kameradschaft. Sportlich war es nicht optimal, aber vor allem in
den ersten beiden Saisonen ist es gar nicht so schlecht gelaufen.
In Eisenstadt waren Sie in drei Saisonen 25 Mal erfolgreich, erzielten zwei Tore
gegen Rapid. Waren diese beiden Treffer etwas Besonderes?
Jetzt bin ich ein
bisserl boshaft. Bei einem Spiel Ende 1973 habe ich per Freistoß zum 1:1-Ausgleich
getroffen. Damals war Ernst Hlozek noch immer Rapid-Trainer und wollte mir nach dem Spiel
gratulieren, aber ich habe ihm den Handschlag verwehrt. Es war mir eine riesige Genugtuung,
ihm zu sagen, dass ich mit ihm nicht spreche. Normalerweise bin ich gar nicht so, aber in
dieser Situation war es mir eine Riesenfreude!
Nach zwei Saisonen wechselten Sie in die Position des Liberos. Was war der Anlass?
Es hat sich schon gezeigt, dass ich nicht mehr ganz so spritzig war. Und als
ein Notstand auf dieser Position bestanden hat, bin ich dort eingesetzt worden. Sehr zu
meiner Freude, denn ich habe gerne dort gespielt! Nach der Saison 1974/75 war dann aber
Schluss, weil ich mit all den Wehwehchen meinem Körper zuliebe nicht mehr weitermachen
wollte.
In der dänischen Nationalmannschaft, die bis 1976 nur aus Amateuren bestand, liefen
Sie nie auf. Ist das der große Wermutstropfen Ihrer Karriere?
Nein! Dafür
waren die Zeiten, die ich als Fußballer erleben durfte, viel zu schön! Ich war zwar bei ein
paar Spielen des Teams mit dabei, stand als Profi aber in der zweiten Reihe und habe
deswegen nur ein paar Spiele von der Reservebank aus gesehen. Im Nachwuchs war ich aber bei
fast allen Auswahlen mit von der Partie und habe auch tolle Erfolge gefeiert. Im A-Team
sind wir einmal in Ungarn derartig böse geschlagen worden, dass ich froh war, nicht am
Platz gestanden zu haben. Sicher hätte es ein weiteres Highlight werden können, für
Dänemark aufzulaufen. Aber es hat einfach nicht sollen sein. Und wie gesagt � Rapid hat
mich zur Genüge ausgelastet, auch in puncto Erfolg und Glücksgefühle.
Dann gingen Sie zurück nach Dänemark. Als Trainer von Aarhus schafften Sie den
Aufstieg in die erste Liga. Wenig später zogen Sie mit Ihrer Frau Aase nach Österreich
zurück. Dort arbeiteten Sie aber nicht mehr als Trainer, sondern für das Reisebüro
Heidenschuß. Warum?
Meine kurze Rückkehr nach Aarhus hat eigentlich gar
nichts mit dem Trainerjob zu tun gehabt. Aber es war ein Zufall, dass der Cheftrainer
damals gerade gefeuert wurde. Ich bin dann hergegangen und habe gesagt, dass ich mir diesen
Job durchaus zutraue, und so bin ich dann Cheftrainer geworden. Der Erfolg hat mir im
Nachhinein Recht gegeben. Wir sind dann aber wieder zurück nach Österreich, weil meine Frau
unsere Zukunft hier gesehen hat. Ich liebe mein Heimatland, bin aber schon damals in
Österreich sehr glücklich gewesen. Dass ich mich dann auf eine �normale" Arbeit
konzentriert habe, hatte mit der Familie zu tun. Als Trainer hätte ich zu selten für meine
Lieben da sein können, wäre ständig unterwegs gewesen. Das wollte ich nicht. In meiner
Karriere als aktiver Fußballer hat die Familie zurückstecken müssen. Danach war ich an der
Reihe. Auch wenn ich, glaube ich, ein guter Coach geworden wäre.
Ihr Sohn Carsten hatte eine kurze Profi-Karriere. Wie haben Sie ihn auf seinem Weg
als Fußballer begleitet?
Seinen Werdegang habe ich aus nächster Nähe
beobachtet. Er war auch schon recht weit, aber an der Spitze des Profifußballs wird die
Luft schon recht dünn. Da braucht es dann auch etwas Glück und Zufall. Einmal habe ich
Carsten bei einem Wechsel zur Vienna mit meinen Kontakten geholfen, mich aber ansonsten aus
seinen sportlichen Angelegenheiten herausgehalten.
Gegen Ende der Neunziger-Jahre sollen Sie als Rapid-Sportdirektor im Gespräch
gewesen sein. Was hat es damit auf sich?
Es stimmt, dass es damals
Gespräche mit Günter Kaltenbrunner gegeben hat. Ich bin auch beim Vorstand zu einem
Vorstellungs-Gespräch eingeladen gewesen. Dort wollten sie aber gleich einen Vortrag zu
meinen Plänen. Damit habe ich nicht gerechnet, auch wenn ich natürlich schon meine eigenen
Ideen gehabt hätte. Letztlich ist es aber an der Stimmung bei diesem Aufeinandertreffen
gescheitert. Ich bin wohl nicht so angekommen, andererseits war die Atmosphäre mit diesen
Herren nicht so gut, dass ich mir mehr erwartet hätte. Wobei � prinzipiell wäre dieser Job
eine tolle Herausforderung gewesen!
Und Sie arbeiten noch immer, trotz Ihrer Pensionierung. Was ist Ihr Motor?
Ich brauche einfach eine Beschäftigung. (lacht) Außerdem soll ja mein Hirn nicht einrosten!
Und mit dieser Beschäftigung tut es das auch nicht. Außerdem ist alles viel lockerer als
früher. Ich kann mehr oder weniger kommen und gehen, wann ich will. Sich seine
Arbeitszeiten selbst einzuteilen, ist ein Luxus, den ich früher nicht hatte.
Das Stadion haben Sie angeblich eine zeitlang wegen der Sprechchöre gemieden.
Schauen Sie sich heutzutage die Matches als Mitglied des Rapid-Legendenklubs wieder an?
Ist die Atmosphäre besser geworden?
Das mit einer Stadion-Abstinenz war nur
von kurzer Dauer. Damals haben die Fans Dinge gerufen, die ich gar nicht mehr erwähnen mag.
Das ist alles verjährt. Aktuell gehe ich sehr gerne ins Stadion und halte mich vor allem
auch sehr gerne unter den anderen Legenden auf. Die Schaffung dieses Klubs war eine super
Initiative von Herbert Feurer! Und natürlich ist auch die Stimmung bei den Matches ein
Erlebnis! Am Samstag spiele ich aber auch oft Tennis, weswegen sich das Rapid-Match nicht
immer ausgeht. Aber wenn ja, dann ist es ein Riesenspaß.
Was kann Rapid heuer noch erreichen? Die Qualifikation für einen internationalen
Bewerb ist ja alles andere als gesichert.
Das wird Rapid sicher noch
schaffen! Der Trainer hat viele wichtige Spieler wegen Verletzungen verloren, aber die
kommen ja wieder zurück. Und dann ist alles möglich. Bei Rapid sowieso!
Interview vom 02.12.2010 (grela)
10 Fragen zum besseren Kennenlernen:
Ihre Lieblings-Elf aller Zeiten?
Manchester United hat mir immer schon imponiert, vor allem Bobby Charlton � er war der
�Sir des Fußballs". Umso schöner war es für mich, gegen ihn zu spielen, auch wenn es nicht
gut für Rapid ausgegangen ist.
Das beeindruckendste Stadion, in dem Sie je gespielt haben?
In
Anlehnung an die obrige Frage � Old Trafford!
Ihre größte Niederlage auf dem Fußball-Platz?
Das 0:6 gegen die
Austria! (11.10.1969, drei Tore erzielte Pepi Hickersberger)
Rapid ist...
... einfach ein toller Verein mit tollen Fans!
Kottan oder Columbo ?
Kottan !
Ihr liebster Platz außerhalb von Österreich?
Da gibt es so ein
kleines Platzerl am Meer in Dänemark � in das bin ich regelrecht verliebt!
Wovor haben Sie Angst?
Krankheiten.
Eine Marotte?
Keine eigentlich. Ich kann mich auch nicht erinnern,
als Spieler eine spezielle Gewohnheit gehabt zu haben.
Welches Talent hätten Sie gerne, haben es aber nicht?
Sänger oder
Musiker von Folklore-Musik zu sein, das hätte mich schon immer gereizt.
Der beste Verteidiger, gegen den Sie je gespielt haben?
International
gab es viele. Aber in der Liga war mir Sackmann, der bei Austria Klagenfurt und dem
Sportclub gespielt hat, am unangenehmsten.